Im Interview mit der Nürnberger Medienakademie erzählt Ralf Roletschek, Organisator der Deutschland-Treffen der Wikipedia-Fotografen, wie ihn die Leidenschaft für Wikipedia gepackt hat und was so spannend am Erfahrungsaustausch mit einer Horde Fotografen ist. Doch nicht nur aus Deutschland reist man nach Nürnberg, auch Besuch aus der Schweiz und Österreich ist bei den Treffen regelmäßig zu Gast. Außerdem kommen deutschsprachige Wikipedianer aus Schweden und Finnland.
Ich bin 2003 zufällig bei Wikipedia über den Eintrag zu meiner Heimatstadt Eberswalde gestolpert und fand es faszinierend, dass man bei Wikipedia einfach mitmachen kann. Also habe ich mich angemeldet und losgelegt.
Wikipedia ist stark textorientiert. Der Erfahrungsaustausch zwischen Textautoren ist mit Diskussionsseiten, Chat und Mail wesentlich einfacher als bei Bildautoren. Die Foto-Workshops sollten (und das ist noch heute so) ein Erfahrungsaustausch sein, bei dem unterschiedliche Wikipedia-Benutzer ihre Erfahrungen in der Bildbearbeitung visuell, also per Vortrag mit Beamer darlegen. Arbeitsabläufe lassen sich so besser erläutern.
Diskussionen um strittige Probleme sind schriftlich viel umständlicher. Wir haben zum Beispiel über die Verwendung von verfassungsfeindlichen Symbolen bei Wikipedia diskutiert und einen Konsens erreicht.
Im Kern dürfen Symbole aus dem Nationalsozialismus nur im geschichtlichen Kontext verwendet werden.
Eine sehr angenehme Atmosphäre sowie Rücksichtnahme auf die deutlich unterschiedlichen Charaktere der Teilnehmer. Entgegen der allgemeinen Tendenz in der Wikipedia-Community ist der Frauenanteil sehr groß und der Altersdurchschnitt relativ hoch. Seminare werden zu den unterschiedlichsten Themen angeboten, von der Bildbearbeitung über Grenzen der zulässigen Retusche bis hin zu rechtlichen Themen.
Da in der Wikipedia-Gemeinschaft alles im Vorfeld diskutiert wird, kommen genau die Themen zum Einsatz, die bei den meisten Fotografen auch Zuspruch finden.
Selbstverständlich JA! Bis auf eine Ausnahme sind wir alle Hobby-Fotografen, wenn auch mit unterschiedlichster Erfahrung. Wir sprechen ausdrücklich auch weniger erfahrene Teilnehmer an. Zukünftig wird es auch wieder Anfänger-Seminare geben. Die "Hardcore-Bildbearbeiter" unter uns kann man an einer Hand abzählen.
Jeder lernt etwas dazu. Niemand kann alles. Das ist eine der Stärken der Wikipedia. Wenn mir bei der Bildbearbeitung etwas Bestimmtes nicht so glückt, wie ich es gerne hätte, weiß ich genau, an wen ich mich wenden kann, wer mir Kniffe zur Verbesserung zeigt. Neben dem Lerneffekt entstehen nicht wenige persönliche Freundschaften aus den Treffen.
Beim ersten Workshop haben wir eine "Foto-Safari" zur Nürnberger Burg unternommen und anderthalb Stunden Zeit eingeplant. Bei den vielen schönen Motiven auf der Strecke waren wir aber nicht schneller als ein Rentnerverein und haben sage und schreibe vier Stunden für den Hin- und Rückweg gebraucht.
Der nächste Workshop findet vom 11. bis 13. September in Nürnberg statt. Anmeldungen werden gerne noch entgegengenommen.
Das Interview führte Silvia Sämann